Mrz.′ 12 24
Der Schriftsteller Patrick O’Brian lässt seinen Schiffsarzt Stephen Maturin folgende Feststellung machen:
„Der Seemann auf dem Meer (seinem ureigenen Element) lebt in der Gegenwart. Auf die Vergangenheit hat er nicht mehr den geringsten Einfluss. Und angesichts der Unberechenbarkeit des allmächtigen Ozeans und des Wetters hat er auch nur geringen Einfluss auf die Zukunft. […] Gegen einen Sturm, der am nächsten Tag erwartet wird oder höchstens in zwei Wochen, werden sich Seeleute wappnen. Aber alles, was in ferner Zukunft liegt, ist für sie unwirklich, rein akademisch. Wie ich sagte, leben sie ganz in der Gegenwart. […] Und setzen wir jetzt den ehrlichen Jan Maat an Land, wo er gezwungen ist, weniger in der Gegenwart zu leben als vor allem in der Zukunft, mit ständigem Blick auf Zukünftiges- alle Freuden, Wohltaten, erhofften Gewinne liegen in der Zukunft, sind Gegenstand sehnsüchtiger Wünsche an den nächsten Monat, das nächste Jahr, sogar an die nächste Generation.“ (Patrick O’Brian: Feindliche Segel, Ullstein, S.115-116)
Unser geringer Einfluss darauf, wann wir den richtigen Wind bekommen, zermürbt uns manchmal. Da kommt die Gewohnheit des Landlebens heraus, bei dem wir wann wir wollen, wohin wir wollen fahren können. Das geht hier nicht. Wir sind dem Wetter und damit der Natur voll ausgesetzt. Also hilft nur, Anpassen an dieselbe. Der Wind ist nicht steuerbar, geschweige denn, vorhersehbar. Bis auf die paar Tage, die die Gribfiles anzeigen. Wenn die allerdings was anzeigen, werden wir ganz zappelig. Vielleicht können wir weiter.. hoffentlich.. oh nee, der Wind hat sich verändert. Stimmungen schwanken mit den Gribfiles. Wir üben noch Gelassenheit.
Jan Maat wird krank an Land, wo sich gar nichts mehr auf die Gegenwart bezieht, sondern jede Handlung, jeder Schritt berrechnend für die Zukunft ist. Können wir etwas von dem ruhigen, entspannten Leben im Hier und Jetzt hinüberretten in das Leben in Deutschland? Oder passen wir unser Tempo dann dem wieder an? Hat jedes Land seinen eigenen Rhythmus, dem mensch sich anpasst? Vielleicht können wir etwas vom spanischen mitbringen nach Kiel.
Kopf und Rauch.
26. März 2012 um 17:46
Auch an Land kann man/frau herrlich/ fraulich im Hier und Jetzt leben.
Es muss nur mehr geübt werden, weil die äußeren Umstände berechenbarer sind.