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Jul.′ 12 22

Um neun Uhr stehen wir an der ersten Brücke. Wir funken sie an, sie geht auf. Klappt gut. So läuft es weiter bis kurz vor Groningen. Um 13 Uhr werden die Brücken geöffnet für die Stadt, Sonntags. Zehn vor eins sind wir da. Mit einem Convoi fahren wir durch die Innenstadt. Eine Brücke nach der anderen, quer durch die Fußgängerzone, vorbei am Museum, am Bahnhof. Eine Stadtrundfahrt geradezu. Witzig. Die Holländer bauen und wohnen am Wasser. Es gibt Reihenhäuser, die statt des üblichen Carports im Vorgarten einen Bootsanleger haben. Da kommst du aus der Terassentür und hast direkt dein Boot da liegen. Wir sind begeistert. Andere wohnen auf ausgebauten Frachtschiffen, festliegend am Ufer und haben an Land noch eine Gartenhütte stehen. Oder Häuser auf Pontons gebaut, mit Anleger und Vorgarten im Wasser. Ein tolles Land.

Durch Groningen brauchen wir drei Stunden. Endlich lassen wir die letzte Brücke hinter uns und nehmen den Wegabschnitt bis Delfzil in Angriff. Vor der letzten Schleuse ist die Kapintanine schon ein bisschen sonnengebadet, als sie den Brücken- und Schleusenwärter über Funk anruft:“Guten Tag, können Sie uns bitte durch die Schlücken lassen – äh durch die Brücken und Schleusen?“ Heiterkeit auf beiden Seiten der Leitung. Wir passieren die Schleuse zur Nordsee dann problemlos und machen in Delfzil im Tidenhafen fest.

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Obwohl Sonntag abend ist, können wir sogar noch 40 liter Diesel bunkern und Münzen für die Waschmaschine erwerben. Wir machen einen Abendspaziergang durch die Stadt und genießen edelstes Frikandellenessen im Fischrestaurant. Nach ausgiebiger Wäsche der Textilien und unserer selbst fallen wir müde in die Betten.

Over und aus.

Jul.′ 12 21

Mit der ersten Brücke zuckeln wir weiter durch das Land der Friesen. Achtung neue Maßeinheit: Brücken… Es geht nicht mehr darum, wie viele Schleusen oder km man schafft, sondern wie viele Brücken.

Die Friesen leben so richtig mit ihrem Wasser ringsherum. Man bekommt fast den Eindruck, dass die Kanäle und Wasserstraßen hier die erste Geige spielen und nicht die Teerstraßen. Eine Häusersiedlung, die wir sehen konnten hatte richtige Wassergassen mit Bootsgaragen an den Häusern… 🙂

In Leeuwarden verdichten sich die Friesen, die Kanäle, der Abstand zwischen den Brücken und die Schiffe. Vor der ersten Leeuwardenbrücke legen die Brückenwärter erstmal ne Mittagspause ein (12h – 13h). Die Schiffe verdichten sich weiter. Der Kpt. ist am Ende seiner Geduld, aber um 13h geht’s weiter. Es ist ziemlich anstrengend durch Leeuwarden zu fahren, vor allem, wenn man sich das Tagesziel Groningen gesteckt hat, was bei dieser langsamen und nervenaufreibenden Durchfahrt in weite Ferne rückt.

Aber schön ist Leeuwarden trotzdem, wenn wir nur etwas mehr Zeit hätten…

Dokkum und Lauwersoog schaffen wir auch noch. Im Slenk können wir schon ein bisschen Nordseeluft schnuppern. Wir wollen aber bis kurz vor die nächste Brücke fahren um morgen um 9h gleich weiter zu können. Wir legen in Zoutkamp an.

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Mit Sonnenuntergang wird es wieder so richtig kalt. Kaum auszuhalten im Cockpit zu sitzen.

Annika und Julita gehen auf die Wiese und spielen Federball, Fussball und Ticker in einem. Total verschwitzt und aus der Puste kommen sie strahlend wieder an Bord.

Over und aus.

Jul.′ 12 20

Vor 12h kommen wir irgendwie nicht los. Der Tag gestern war ein bisschen anstrengend und fordert Mehrschlaf, vor allem für den Kpt. Die erste Offizöse macht sich vor dem Auslaufen noch mit Drahttraut auf den Weg in die Stadt: Brötchen und einen alten Reeds (für nur 15 €) bringt sie mit. Der Kpt. fühlt sich auf der Nordsee ohne den Reeds einfach nicht wohl.

Aber erstmal kommt das Ijsselmeer – zum Riggtest.

Die erste Brück vor dem Ijsselmeer ist 16m hoch – unproblematisch. Die zweite Brücke klappt kurz vor unserm Bug zu, hat aber eine Durchfahrtshöhe (beim jetztigen Wasserstand) von 13,00m…. Rechne rechne. 10.68m Mast + 0,30m Radarreflektor + 1,50m Deckshöhe (geschätzt) = bummelig 12,50m – hmmmm. Kommt jetzt der Riggtest? – Luft anhalten, Geschwindigkeit, fast 0. Es passt, Rigg steht schon, nichtmal die Antenne hat an der Brücke gekratzt, war wohl noch Sicherheit drin, bzw. unsere Deckshöhenschätzung zu großzugig.

Wir setzen die Segel, gehen hoch ran und – Riggtest zwei bestanden. Einen Schlag nach Westen, einen nach Norden bei 4-5 Bft. Wiedermal hat der Kpt. die Wanten zu schwach gespannt, die müssen also noch mal nachgezurrt werden.

Wir steuern Lemmer an. Gehen in die Schleuse und tuckern durch das friedliche Friesland. Zwischendurch kommen immer mal wieder ein paar größere Seeabschnitte, auf denen man segeln kann. Klappbrücken, Schafe, hübsche Häuschen am Kanal, grüne Wiesen, Windmühlen, Sonne, blauer Himmel – ultraschön.

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Wir kommen noch bis zum Yachthafen Sneekerhof – ein Kinderparadies. Es gibt eine Fussballwiese, Kettcars und einen coolen Spieli. Die Kids sind wech. Des Kpt’s Fru schnappt sich die Skalpiermaschine und enthaart den Kpt. – bei der Kälte, na ob das gut war.

Over und aus…

Jul.′ 12 19

Die Kapitanin radelt in der früh über die Brücke nach Kampen und sucht einen Bäcker. Diese öffnen in Holland erst um acht, also schlägt sie sich bei Blitz und Donner die Zeit um die Ohren, bis es Brötchen gibt.

Wieder auf dem Schiff trudelt der Hafenmeister ein. Wir werden vorstellig und herzlich begrüßt, der Mastenkran ist unser. Also schnell ein Brot zwischen die Kiemen und dann wird gearbeitet. Der Mast von allem Getüdel befreit, Baum an Land gelegt und was sich da noch so an Deck angesammelt hat. Dann verholen wir zum Mastenkran. Julia bekommt die Leine mit der Furlex in die Hand, Stefan und der Hafenmaestro düddeln an Deck rum, wobei sich die Fernbedienung ständig um alle vorhanden Beine wickelt. Aber der Mast wird trotzdem erfolgreich gestellt. Klappt prima! Mit Humor und Frohsinn.

Wieder auf dem Liegeplatz werden die Wanten gespannt, der Baum angehängt, das Segel wieder eingefädelt. Als das alles steht gibt’s Mittag und ne Dusche. Annika und Stefan bauen neue Knöpfe an die Minikuchenbude, damit es bei Regen trockner bleibt. Julita schreibt ihren letzten Test, dann ist sie auch fertig mit der Schule. Wir sortieren die Schulsachen weg. Endlich Ferien!

Dann schauen wir die Suzi – den Außenborder an und beschließen, sie auf Deck zu verschnallen und Anton, die Windsteueranlage wieder aus der Kiste zu holen. Wir verpacken den Außenborder also in die Schlauchboottasche und zurren ihn fest. Julita räumt die Hundekoje aus, Julia hievt Anton raus, Stefan schraubt Alfonsos Motorkeil ab vom Heck und Anton wieder ran und Annika kriecht in die hintere Backskiste und hält die Schrauben, Scheiben, Muttern. So tüdeln wir vor uns hin und hastdunichtgesehen ist es neun Uhr abends.

Um halb elf bringen wir die 5. Mülltüte von Bord, haben die 20 Liter Dieselpestkanister entsorgt (mit tränen in den Augen) und desinfiziert und die Bretter sind wir losgeworden. Morgen segeln wir aufs Ijsselmeer.

Over und aus…

Jul.′ 12 18

Kurz vor 9h verlassen wir unseren Kohlekraftwerkliegeplatz und kämpfen uns den Rhein 20 km gegenan. Wir kommen mit 3-4 Kt. voran. Die 5 km/h Gegenstrom stimmen also.

Es stimmt, was wir über den Rhein gehört haben. Er ist voll mit Schiffen. Ein Kahn nach dem anderen – der Hammer. Es schaukelt gewaltig – Kreuzsee aus allen Richtungen. Gut, dass wir den Rhein nur 20 km fahren müssen.

Nach 3 Std. biegen wir in den Pannerdenskanal. Der Strömung schiebt uns gewaltig mit, wenig Schiffe und dementsprechend wenig Schwell – Erholung. Auf der Ijssel bleibt es so. Wahnsinn. Wir rechnen und rechnen… Kann es sein? Sollten wir es bis Kampen schaffen können? Die Strömung hält durch und die Ijssel ist auch viel viel netter als der Rhein.

Zur Abwechslung scheint auch mal die Sonne und es gibt keinen Regen.

Das Land ist ganz schön platt um uns rum. Grüne Wiesen, Windmühlen… Der Kpt. schreit: „Freiheit für Friesland“ (Zitat aus seinem Lieblingsfilm „12 Meter ohne Kopf“) –  Sind wir überhaupt schon in Friesland? – Aussehen tuts jedenfalls so…. Wir nutzen den Tag. Um 21h legen wir bei wieder einsetzendem Sauwetter in Kampen, am Isselmeer (!!) an.

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150 km an einem Tag – Jupiedei und Holdrio!! Wir sind in Kampen!! Auch die Kampener Kogge haben wir schon gesehen. Es regnet.

Mal sehen, ob wir morgen den Mast wieder aufs Deck stellen können.

Freiheit und aus

Jul.′ 12 18

Wir sind in Kampen am Ijsselmeer eingelaufen. Morgen werden wir den Mast wieder stellen. Übermorgen gehts weiter nach Lemmer. Sobald wir richtiges Internet haben gibt es Bilder und n ausführlicheren Bericht.

Over und aus.

Jul.′ 12 17

Der Regen beim Ablegen stört uns schon nicht mehr. Wie schnell man sich doch dran gewöhnt. Die Maas zieht uns mit sich. Mit 7-8 Kt. flitzen wir nach Norden. Zum Frühstück gibt’s heut nur Knäcke, aber auch das ist lecker mit Käse, Tomate und Knoblauch garniert dem Käptn gereicht, der tapfer im Regen die Pinne hält.

Wir schaffen sogar noch den Waal-Maas-Kanal. Der Rhein heißt hier Waal. Vor und hinter der Schleuse am Ende des Kanals sollen Übernachtungsplätze für Sportboote sein. Vor der Schleuse wollen wir aber nicht bleiben. Wir schleusen noch durch. Zusammen mit 5 Berufsschifffahrtsflussschiffen. Ganz schön ruppig bei der Ausfahrt, die Röde Orm holt sich ne schwarze Schramme an einem dicken Pott. Das Schraubenwasser war zu heftig. Wir konnten die Leine nicht mehr halten – aber halb so schlimm. Eigentlich waren wir ja noch fest, mit dem bisschen Spuke geht das bestimmt wieder ab. Hinter der Schleuse ist der Sportbootplatz von ein paar Baggern und Arbeitsschiffen belegt. Und nu? Wir fragen bei der Schleuse von Nijmegen nach, wo wir übernachten können.

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Nach einigem hin und her und Verständigungsschwierigkeiten landen wir an der Rückseite eines Leitwerks mit Blick auf eine wunderhübsche Industrieanlage. So richtig mit rauchendem Schornstein, Dauerbeschallung und Kohlebergen. Den Rhein haben wir schon gesehen. Jule fragt auf Kanal 64 nach, wie viel Strömung auf dem Rhein ist. Cirka 5 km/h ist die Antwort. Wir sind erleichtert. Gegen 5 km/h Strömung sollten wir morgen die 20km Rhein bis zur Ijssel gegenan kommen. Mit der Aussage kann der Kpt. beruhigt schlafen und auch noch n Bierchen und ne Pfeife haben.

Die beiden Motoren bekommen vorher neues frisches Öl verpasst. Die Diesel und Benzintanks aufgefüllt. Zum Glück kippen wir den Diesel immer durch einen Trichter mit feinem Sieb, bevor es in den Tank kommt. Die beiden 10 Liter Kanister mit Diesel aus St. Claire, von der Rhone haben begonnen zu leben. Bakterienkulturen, Dieselpest – Mist. Trotz des Antibakterienmittels. Hoffentlich hat der Filter nix in den Tank gelassen. Wir kippen den Diesel aus den anderen Kanistern nach. Die 20 Liter können wir wohl entsorgen. Mal sehen ob wir in Kampen das gute, teure und auch wirksame Antibakterienmittel bekommen (Grotamar 71 – oder so). Daran sparen wir nun nicht mehr. Die Unwirksamkeit von anderen Mitteln haben wir nun am eigenen Kanister erfahren.

Over und aus.

Jul.′ 12 16

Wir sind die fünf Brücken, für die wir gestern zu Fuß ne Stunde gebraucht haben, mit dem Strom in fünf Minuten runtergeschwommen. Die Röde Orm an der Werft festgemacht und versucht Karten zu kaufen. Leider haben wir keine bekommen, waren ausverkauft. Aber Diesel und Benzin konnten wir tanken. Und den Weg nach Maastricht haben wir beschrieben gekriegt. Wieder auf die Maas. Dann teilt sich der gute Fluß und links geht der Albert Kanal ab. Der Albert hatte den gleichen Kanalbaugeschmack wie der Kaiser Wilhelm. Genauso spannend ist es hier zu fahren. Aber die Schleusen und die dicken Pötte in ihnen imponieren doch sehr.

So, nun ists Zeit, die holländische Gastlandflagge zu hissen.

Dazu das Lied zu singen:

„Wenn wir im Sommer mal nach Holland gehen. Und uns amüsieren an der blauen See. Sehn wir den Fischer und die Fischersfrau, das Röckchen rot, die Strümpfe blau. Er hat Hosen wie ein Rock so weit. Sie hat ein Häubchen auf zu jeder Zeit. Und was soll man meinen, Holzschuh an den Beinen. Tanzen sie zu jeder Zeit den Holzschuhtanz!“

Vom Albert geht  es in den Layanekanal bis Maastricht. Jupidei wir sind in Holland. Der erste holländische Campingplatz wird fotografiert. An einem Yachtausrüsterboot machen wir fest, werden nett begrüßt – welch Wunder auf Deutsch – und kaufen zum Dank den halben Laden leer. Flusskarten bis zur Nordsee, ein Lampenglas und Schnickschnack. Dann geht’s weiter, ab in den Julianakanal.

Auch wieder so aufregend. Und dazu Regen. Was sonst. Der Kanal hat nur 30 km, die schaffen wir spielend, dann wird er wieder zur Maas. Und führt 3 Knoten Strom. So flitzen wir zum Schluss mit 8 Knoten voran. Bis wir im Hafen in Roermond festmachen.

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Der Himmel wird grauer und dunkler und wir nehmen die Leinen in die Hand und es geht los. Prasselregen der dicksten Sorte. An Land springen, Leinen belegen, Motor aus. Der Regen wird weniger.

Tropf und nass.

Jul.′ 12 15

Jule macht einen Sonntagsfrüheinkauf mit dem Fahrrad im örtlichen Supermarkt. Holländische Kanalkarten gibt es dort leider nicht.

Wir machen nur 18sm in 4 Stunden incl. zwei Schleusen. Keine große Leistung. Aber es ist ja Sonntag und wir sind immer noch Hollandkartenlos. In Liege (Lüttich) legen wir an.

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Wir gehen die Treppe hoch und wollen in die Capitaneria. Da läuft ne Party. Mit Sekt und Luftballons und so komischen gekauften Partyrummsteherbunnys. Eins davon sagt, dass wir hier nicht rein können, das sei privat und wir müssen wieder gehen. Wir erklären ihr, dass wir doch nur angelegt haben und den Code für Klo wollen und überhaupt… Aber das geht alles gar nicht und ausserdem übersteigt unser Schauerenglisch ihre Kenntnisse.

Wir gehen nochmal ums Gebäude rum und finden den richtigen Eingang zum Hafenoffice. Das Restaurant heißt übrigens auch Capitaneria… Daher die Verwechslung… Und der Schuppen (Restaurant) ist auch noch auf dem Dach des Hafenoffice und sowieso – nicht sehr hilfreich diese Namensgebung. Aber sehr lustig. Diese in Anzug gekleideten Menschen mit Champagnerglas in der Hand. Was für eine andere Welt.

Der Hafenmeister erklärt uns den Weg zum Schiffsausrüster – wegen der Flusskarten. Wir wandern los. 5 Brücken, Blasen an den Füßen und 12 Regenschauer weiter stehen wir vor einer Werft mit tatsächlich Yachtzubehörverkauf. Macht morgen um halb zehn auf. Wir können da auch anlegen mit dem Schiff. Na das ist ja wenigstens was.

Den Rückweg nehmen wir durch die Stadt. Erst durch ziemlich dunkle Straßen, dann landen wir schließlich in der City. Die Straßenrestaurants sind alle leer – es regnet. Aber vor einem Laden stehen sie Schlange. Da müssen wir auch rein. Stehen ne Stunde an, im Regen und bekommen dann die besten belgischen Pommes der Welt. Von einer fröhlichen munteren Pommesbäckerin serviert. In einer uralten Hausscheibe, schmal und hoch. Urig.

Wir sind echt im Pommeshimmel (Wortkreation © Olaf).

Schlaft und gut.

Jul.′ 12 14

Der Kpt. will heute nicht aufstehen. Es regnet schon wieder. Dicke Tropfen pladdern draussen aufs Bimini (eigentlich Sonnenschutz). Es ist ja auch egal. Uns fehlen nämlich noch niederländische Kanalkarten. Und da ja mal wieder Wochenende ist, können wir Belgien sowieso nicht vor Montag morgen, nach dem Kartenkauf verlassen… Also – es steht auch kein Kilometerstreß auf dem Tagesplan – obwohl die erste Offizöse meckert und sagt, wir können doch auch elektronisch fahren… Wozu der Papierkram. Aber der Kpt. will das nicht, er will die Sache auf Papier. UND es regnet.

Aus der Koje direkt in das noch feuchte Ölzeug von gestern – total schön.

Wenigstens ist die Dusche warm, also die im Duschraum.

Und ausserdem, wieso gibt es hier in Belgien so viele Felsen und Berge. Der Kpt. dachte immer, das belgische Land ist ähnlich flach, wie das der Holländer – is aber nicht.

Evlt. hat der Regen aber doch n Vorteil. Wir zischen nämlich ganz ordentlich dahin… Gestern waren es noch so 6 Kt. Heute sind es ohne Probleme über 7 – zeitweise an die 8… Die Maas strömt hier heute also mit bis zu 3 Kt. Ganz ordentlich. Gut für uns. Durch eine Schleuse nach der anderen zischen wir durch. Ab Namur erhöht sich der Schleusenabstand auf 15 – 20 km. Bei 14 km/h Geschwindigkeit, ist das aber auch keine große Entfernung mehr. Zu ärgerlich, das wir noch keine holländischen Karten haben… Oder sollen wir doch elektr…. – Nein.

Im Yachthafen von Huy machen wir fest.

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Bei einem Absackerbier in der Hafenkneipe kommt doch noch die Sonne raus, man glaubt es kaum. Wir trauen uns aber noch nicht, Socken und Schuhe auszuziehen. Abwarten. Annika baut im Restaurant einen großen Bierdeckelturm. Dann gehen die zwei Federballspielen. In der Abendsonne. Kapitano und Kapitana machen einen Spaziergang ins Dorf, klettern über Hafenmauern und turnen durch Baustellenzäune. Abenteuerspielplatz Yachthafen.

Over und aus.

Jul.′ 12 13

Ein Wort aus der Kombüse. Warum wir so gerne auf unserem kleinen Boot wohnen. Und kochen. Kartoffeln zum Beispiel. Da wird erst der Topf ganz unten aus der großen Küchenkiste gekramt. Dann versucht, den Herd anzumachen. Vorzuheizen mit Spiritus. Leider ist promt die Flasche alle. Also raus an die hintere Backkiste. Da steht leider der Benzinkanister drauf. Gummis abtüddeln, Klappe halb auf, ganz geht nicht, da ist die Maststütze im Weg. Kopfüber in einen Angelhaken greifen und die Spiritusflasche suchen. Da ist sie. Versuchen die Kindersicherung zu öffnen. Gar nicht so einfach. Umfüllen, Flasche wieder verstauen. Benzinkanister zurückbauen. Herd anheizen. Kartoffeln aufsetzen. Geschafft. So sieht das aus.

Es wird uns in Kiel so gehen wie Cinna, die mit ihrer Familie in Graciosa auf dem Schiff lebt. Sie meinte, sie haben zwischendurch mal den irrsinnigen Wunsch verspürt im Haus zu wohnen mit Terrasse und so. Da habe sie täglich ihre Waschmaschine geküsst, welch Wunder auch, wenn man sonst auf dem Schiff alles per Hand wäscht. Aber das hat wohl nicht lange vorgehalten. Haus wurde wieder verkauft und sie zogen aufs Schiff. Tja. Einbauküche mit Schränken und viel Platz gegen schaukelige Pantry tauschen? Ist schon ein bisschen verrückt. Die Kartoffeln schmecken jedenfalls. Als sie fertig sind, schleusen wir gerade die letzte Schleuse in Frankreich, geben die Fernbedienung für die Schleusen ab. Kehren in Belgien ein. An der ersten Schleuse bekommen wir ein Durchreiseformular. Jupidei, die Nordsee rückt näher. In Anseremme machen wir fest in einem kleinen netten Yachthafen. Es riecht nach Pommes.

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Aber Kartoffeln hatten wir ja nun schon.

Kram und Fluch.

Jul.′ 12 12

Weiter geht’s. Diesmal ohne Trödelschiff an der Backe. Wir haben gelesen, dass die Automatikschleusen hier im Norden schon um 8.30h anfangen und um 19h aufhören. Sehr gut. 90 Min. mehr. Wir nehmen uns mal eine 80km Distanz vor.

Und endlich haben wir mal merklichen Strom MIT. Wir fahren ohne Probleme mit über 6 Kt. gen Norden – dem Regen entgegen… Aber es läuft uns wenigstens nicht in den Nacken.

Von wegen die Schleusen bis 19h… Das war ne Fehlinfo aus der Seekarte. 18h ist zappenduster und wir sind in einem Maassstück zwischen zwei Schleusen eingeschlossen ohne Hafen oder Kai… Oder ob irgendwas was tief genug ist… Aber da…. Ein Baum, der hängt n paar Meter über den Fluss… 3 Meter Wassertiefe unter ihm. Wir machen an dem Ast fest. Die Röde Orm dreht sich in die Strömung – fertig. Ankern ohne Anker und vor allem, ohne Ankerdreck am Morgen. Aber so ganz gut findet der Kpt. da nu doch nicht. N Heckanker zur Flussmitte wäre doch noch ganz gut. Wir benutzten Suzi als Heckstrahlruder und ziehen das Heck in die Flussmitte und schmeissen den Heckanker. Nu kann der Kpt. beruhigt schlafen.

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Ab morgen sind wir ziemlich sicher in Belgien. Dann ist die Orangeinternetzeit vorbei. Das französische Handy hat auch ausgedient. Anni darf die letzte Euros mit ihrer Freundin verquatschen und der Kpt. lässt die Internetluft glühen.

Over und aus.

Jul.′ 12 11

Es regnet. Es regnet sich ein. Wir legen ab. Es ist kalt. Die Sandalenzeit ist vorbei, Socken und richtige Schuhe kommen an die Füsse. Wir fahren in den Polarkreis ein – oder so. Wo kommt der Spruch her: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur die falsche Kleidung. So ein blöder Spruch. Kann mir keiner erzählen, dass es mit wenig Klamotten in Sonnenwärme nicht schöner ist als mit supereins-A Regenklamotten bei som Mistwetter. Was solls. Wir holen mal wieder die komplette Garnitur raus. Warum genau fahren wir nicht einfach wieder zurück?? In Oropesa scheint die Sonne, so liest man. Und dunkel erinnern wir uns, wie son echter Kieler Sommer aussehen kann. Von sechs Wochen Sommerferien fünfeinhalb verregnet.

Genug gejammert. Wir halten tapfer durch, irgendwann reißt der Himmel auf. Ein Trödelschiff, mit dem wir leider die erste Schleuse nehmen, hält uns ziemlich auf, wir müssen immer im Verbund mit dem Schiff schleusen. Also schaffen wir heute weniger Kilometer als wir wollten. Um 17 Uhr legen wir in Stenay an.

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Hier gibt’s ne Laveria direkt am Hafen. Wir gehen zwei Maschinen Wäsche waschen und Pizza essen. Dann fallen wir Hundemüde in die Hundekoje..

Pitsch und nass

Jul.′ 12 10

Wir legen früh ab, bekommen noch Baguette von Uta vorbeigebracht und nehmen die erste Schleuse um neun. Wie jeden Tag. Wir fahren in die Schleuse ein, einer springt an Land, legt die Leinen über den Poller, geht auf die andere Seite, setzt die Schleusenautomatik in Gang und los geht’s. Leinen fieren. Tor öffnet sich. Abstoßen an der von Algen glibbschigen Wand. Heute kommt eine Neuerung. Manuell betriebene Schleusen. Jetzt läuft immer einer von uns zum Tor und dreht es per Hand zu. Es ist ein Schleusenwärter anwesend und freut sich, wenn wir kurbeln helfen. So vergeht der Tag, von Schleuse zu Schleuse. Abends legen wir in Verdun an.

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Verdun.. Verdun, irgendwie kommt uns der Name bekannt vor. Als wir vor einem Postkartenständer stehen, fällt es auf: Auf den 50 verschiedenen Karten sind nur Soldaten und Schützengräben abgebildet… eine Karte finden wir, auf der eine Schleuse zu sehen ist. Da steht groß in der Ecke etwas von einem Soldaten der hier… was weiß ich. Na Super. Wir fahren in den Commercialhafen und plündern die Supermärkte und Tankstellen. Dann springt Annika tapfer ins Wasser, um den Gras und Schmodderkram vom Propeller zu fischen.

Wir waren schon einen Knoten langsamer, weil wir da ganze Wälder hinter uns her ziehen. Julita will auch ins Wasser. Sie steht an der Badeleiter und fragt: „Sind da auch keine Krokodile drin?“ Dann springt sie tapfer rein und ruft: „ich schwimme! Ich schwimme! Ich bin geschwommen!“ und schon steht sie wieder auf der Badeleiter und staunt: „Das Wasser ist ja gar nicht salzig!“ Mit vollgefülltem Schiff fahren wir zurück in den Stadthafen und bummeln durch dieselbige. Kriegerdenkmale und Stadttore anschauen.

Over und aus.

Jul.′ 12 09

Gestern noch Canal de Vogeses. Heute Mosel, Canal de la Marne au Rhine und Canal de l’Est. Aber der Reihe nach.

Ein Anruf bei der Schleuse Toul (7.20m) und prompt wird geöffnet, wir liegen ja auch genau vor der Schleuse und warten nur auf 9h – wahrscheinlich hätte sie uns aber auch schon früher durchgelassen. Egal

Noch ein kleine Stück Mosel, eine Schleuse und schon biegen wir wieder links ab auf den Canal de la Marne au Rhine. Hier ist richtig Verkehr, also Motorbootverkehr. Uns kommen viele Motorboote entgegen. 16 Schleusen müssen wir leider wieder hoch schleusen. Ups da hat der Kpt. wohl was übersehen, dabei haben wir doch schon Bergfest gefeiert. Na egal – dann feiern wir eben zweimal Bergfest. Nach den 16 Schleusen biegen wir auf den Canal de l’Est (Canal de la Meuse/Maas) ab und bekommen eine Fernbedienung überreicht.

Es geht wieder bergab.

In Commercy machen wir fest.

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Wegen des Namens hoffen wir auf einen Supermarkt. Aber leider hat der Aldi, direkt an dem Anleger wegen Umbaumaßnahmen bis Ende des Sommers geschlossen. Die andere Discoutkette ist 1 km entfernt. Wir lassen das mit dem einkaufen und hoffen auf Verdun.

Am Kai treffen wir Bert und Uta, die mit ihrem Motorboot und ihrem Hund Josie hier Urlaub machen. Sie haben ihr Schiff in Luxemburg liegen und gerade den Grill angeworfen. Der Duft lockt uns natürlich an. Wir verbringen einen supernetten Abend zusammen, quatschen und lachen bis um Mitternacht. Dann ist zappenduster, im wahrsten Sinne des Wortes.

Sterne und Schnarch.

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