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Aug.′ 23 23

Wieder mal kommt ein bisschen Regen aus Westen auf uns zu. Wir haben ne Menge Schreibselkrams unter Deck zu erledigen und bemerken die Tropfen kaum.

Das Besprechungskäffchen an Bord der SY Espiritu ergibt einen Grillabend und einen Waldspaziergang – vor dem sich der Kptn. allerdings erfolgreich drücken kann. Die SY Steppenwolf läuft nämlich überraschend ein und bedarf erhöhter Aufmerksamkeit.

Es sieht nach einer großen, zehnköpfigen Grillrunde aus. Der Cobb schafft sie alle und bekommt sie satt. Die Sonne lässt sich zum Sundowner blicken.

Rain und Shine.

Aug.′ 23 19

Nun ist es auch egal. Wir bleiben noch einen Tag in Æroskøbing und besuchen Peters Buddelschiffsmuseum. Hunderte von diesen Schiffen in Flaschen sind ausgestellt – verrückt. Es ist nicht zu glauben, obwohl die Technik ja bekannt ist, dass diese Schiffe und sonstige Installationen in eine Flasche passen. Der Kptn. hat sich fest vorgenommen, seine angebrochene Rumflasche endlich zu leeren und dort ein Schiff hineinzufummeln. Am Besten ne Miniatur von der Røde Orm. Sin Fru ist allerdings der Meinung, dass er man mal ruhig langsam machen soll mit der Rumflasche.

Immer wird man ausgebremst – laaaangweilig.

Am Abend zieht wieder ein Gewitter mit ordentlich Wasser von oben über uns hinweg. Ein trockenen Außenplatz in unserem Lieblingsrestaurant können wir ergattern und sehen uns den Regen unter lautem Gepladder auf der Plane über unseren Köpfen an.

Flasche voll und Rum.

Aug.′ 23 18

Æroskøbing hat es uns angetan. Wir bleiben noch einen Tag und eine Nacht und eröffnen diverse Baustellen an Bord.

Die Røde Orm bekommt endlich neue Positionslampen. Die alten hatten es wirklich hinter sich. Das Glas war schon so trübe, dass kaum noch ein Lichtstrahl hindurchfand. Äußerlich waren die Kabel von innen schwarz oxidiert – und dann war da noch der Wackelkontakt.

 

Der Kptn. der Suutje mag die Schmach der Langsamkeit seines Dampfers nicht länger ertragen. Der Pockenbewuchs muss weichen. Die Matrosen tauchen mit Spachteln bewaffnet das Schiff ab und befreien es von dem Ungeziefer. Bestechungsversuche seitens des Kptns. der Røde Orm, vielleicht doch ein paar Pocken als Geschwindigkeitsanpassung stehen zu lassen, werden ignoriert. Vielleicht war die Eiskugelzahl einfach zu gering.

Wir ziehen am Abend ins Grillhäuschen und können bei wohliger Wärme und windgeschützt über das für und wieder biologischer Ablagerungen diskutieren.

Regatta und gelaufen. 

Aug.′ 23 17

Der Wind hat zugenommen und drückt auf unser Päckchen. Beim Frühstück beobachten wir, dass schon ein paar Schiffe den Hafen verlassen. Wir merken uns die freigewordenen Boxen vor und lösen das Päckchen auf. Für die kommende Nacht ist viel Wind angesagt, da liegen wir nicht sicher in der Hafeneinfahrt. Also werden die Leinen losgeworfen, neu sortiert und wir parken in die Box ein, mit der Nase im Wind. 

Nun zieht es uns in das malerische Städtchen. Wir passieren den Minigolfplatz, den Supermarkt und den Fähranleger. Dann biegen wir auf das Kopfsteinpflaster ab. Kleine bunte Häuschen reihen sich hier dicht aneinander. In den geschmückten Fenstern stehen in jedem Haus die berühmten zwei Hunde. Schauen sie aus dem Fenster, ist der Hausherr auf hoher See, und der Liebhaber hatte freien Eintritt. Stehen die Hunde mit dem Rücken zum Fenster, will die Hausdame ungestört bleiben. So sagt es die Legende. Sollen wir irgendwem solche Hunde mitbringen? 

Kleine Handwerksläden reihen sich aneinander, es gibt wahre Kunstwerke zu bestaunen. Beim Konditor drücken wir uns die Nasen platt, den Käptns hat es vor allem die Wespenfalle angetan. Der Spielzeugladen gegenüber lockt die Matrosen mit bunten Legokästen, es ist für jeden etwas dabei. Während sich die Männer auf der Bank erholen, diskutieren die Damen, wer an Bord die Käppi mit der Aufschrift: 1. Fender bekommt. 

Hinter den bunten Häusern liegen wundervolle Hinterhöfe. Wir verholen uns in den hinter dem Feinkostladen und bestellen hungrig die leckeren Smörrebrote, die hier so berühmt sind. 

Vor dem Regen schaffen wir es wieder aufs Schiff, die Kuchenbude wird aufgebaut. 

Verträumt googeln wir nach den Hauspreisen in Aerosköbing. So ein kleines Kaffee am Kopfsteinpflaster? Schlappe 3 Millionen Kronen wollen die für ein 5m breites buntes Häuschen hier haben. Kiel ist doch ganz schön.

Touri und isten

Aug.′ 23 12

Hafentag. Petra und Jürgen holen mit der Bahn ihr WoMo aus Juelsminde nach Middelfart und sind über die vergleichsweise luxuriösen Bahnen in Dänemark begeistert – sie bekommen sich kaum wieder ein.

Der Kptn. verbringt den Tag an Bord. Es will gar nicht so richtig hell werden. Es nebelt unheimlich bis Mittags und im Anschluss setzt der Regen ein. Wenigstens läuft heut noch die Damen WM aufm Tablett. 

Die Erste setzt sich in Kiel wieder in die Bahn und macht sich auf den Weg zurück zur Røde Orm – die Sonne geht auf.

Fisch in Alubüddel und aus.

Aug.′ 23 09

Petra und Jürgen kommen mit dem WoMo vorbei. Wir gehen zusammen ins Gefängnis. Wir gehen direkt dorthin – nicht über LOS. In Horsens gibt es das größte Gefängnismuseum von Nordeuropa. Es ist wirklich ein riesiges Gebäude, was bis vor kurzem sogar noch „in Betrieb“ war. 

Ganz schön viel los hier. Die Besuchermassen drängeln sich in jede einzelne Zelle um sie zu begutachten – die Luft steht.

Besonders spannend war der Tunnel, den sich ein ehemaliger Insasse gegraben hat, um dem Knast zu entfliehen. Und wir waren auch alle irgendwie froh, wieder entlassen zu werden – in die Freiheit – zu einem guten Mittagessen und einem kühlen Getränk.

Die Erste kramt am Abend unser Rummy Spiel heraus – ihr Lieblingsspiel – wir haben es schon lange nicht mehr benutzt.

Spiele und Abend.

Aug.′ 23 08

Die Erste will shoppen – was soll man auch sonst tun, bei über 30 Kt. Wind. Immerhin scheint die Sonne. Wir fahren in die  Fußgängerzone von Horsens und besuchen Jules Lieblingsgeschäft – Flying Tiger.

Zurück bei der Røde Orm können wir endlich unsere Schulden beim Hafenmeister in dänischen Kronen begleichen und bekommen ein bisschen dänischen Strom geliefert – der Wind bläst immer noch gratis und wie verrückt.

Morgen weht der Wind leider immer noch sehr frisch. Wir begeben uns ins Gefängnis – direkt ohne über Los zu gehen.

Es und pfeift.

Aug.′ 23 06

Auf dem Weg von Kiel nach Horsens (per Auto) machen wir noch einen Zwischenstopp in Vollerup bei der Hitch (-Hike-Heidi Crew). Voller aus Vollerup hat uns einen Genuaüberzieher gebaut. Der ist sogar fast fertig. Die Kptns. verbringen nur noch knappe 5 Stunden in der Werkstatt und geben dem Ding den letzten Schliff. Die meiste Zeit liegt allerdings der Kptn. ausgestreckt auf dem Schnürboden rum und lässt sich von unten vom Schwebeboden belüften. 

Der Sommersturm ist mit großen Schritten im Anmarsch – angekommen in Horsens ziehen wir den Überzieher bei 35Kt. Wind über die Genua und holen ihn dicht – da bewegt sich gar nix mehr – kein bisschen Flatterkrams.

Über und zieher.

Jul.′ 23 29

Nach dem Frühstück regeln wir beim Hafenmeister eine Wackenpause für die Røde Orm – kein Problem – das Schiff kann hier auf uns warten.

Endlich darf der Kptn. zu seinen Maschinen – er ist schon ganz aufgeregt. Auf diversen Vehikeln und zu Fuß macht sich die gesamte „Flotte“ auf zum Industrimusett. 

Dampfmaschienen, Diesel, Ottomotoren, Druckmaschinen, Textilmaschinen, Motorräder, eine Schmiede, eine alte Bank, eine alte Schule und Wohnungen mit Ausstattungen von 1880 bis 1980. An alles, was mit der Industrialisierung in Dänemark zu tun hat ist gedacht. 

Besonders hat es dem Kptn. die Maschinenhalle angetan. Der dänische Maschinenvorführer hält uns eine lange Rede – wir verstehen nix – aber der Geruch von warmem Schmieröl lässt den Kptn. lange neben der laufenden Maschine stehen. Hach – wat schöööön.

Die Frauen amüsieren sich bei den Wohnungseinrichtungen und Küchen der 50er und 70er Jahre – kein Kommentar.

Zurück im Hafen räumen wir die Røde Orm auf und machen uns auf den Weg in Mariannes Auto nach Kiel. 

Wacken wir kommen !

segel und Pause.

Jul.′ 23 27

Endlich läuft das Geburtstagsgeschenkbesorgungsschiff in den Hafen ein. André und Kata waren in einer großen Stadt (Faaborg) und kauften ein. 

Das Wetter ist heute – zumindest am Nachmittag – besser. Der Kptn. und sien Fru versuchen ein bisschen durch das Örtchen zu schlendern. Das Frühstück ist allerdings schon eine Weile her und wir landen am Frischfischstand drei Stege weiter. Es riecht so lecker nach geräuchertem und gebratenem Fisch – es ist ja auch schon Mittag – Fish’n Chips geht immer. Und ein bisschen geräucherte miese Muscheln für den Abend.

Zwecks Geschenkübergabe muss es heute definitiv eine zweite Party für das Geburtstagskind geben.

Gesagt getan. Die Flagge ist unten, das Fass ist auf.

Heute sogar mal mit….

…. Sun und Downer.

Jul.′ 23 23

Es regnet. Lange. Sehr lange. Ein Tropfen nach dem anderen. Die Sonne ist nicht zu sehen. Gegen Mittag könnte man sich mal überlegen aufzustehen und zu frühstücken. Verpasst haben wir heute bis jetzt noch nix.

Klaus von der SY Janne hat den heutigen Sonntag zum Tag der Körperpflege gemacht.

Der Kptn. nimmt das natürlich sehr erst und tauscht seine zwei Jetons am Nachmittag gegen warmes Duschwasser ein. Es reicht knapp.

Auf der Janne wird Brändi Dog gespielt auf der Mingo zermartern sich sich drei Kapitäne den Kopf über das defekte Funkgerät. Zwecks genaueren Tests will Klaus von der Røde Orm eine Handfunke holen. Er bleibt mit dem Kopf am Gestänge der Kuchenbude hängen und reißt sich ne tiefe blutende Furche in seine Kopfhaut.

Der Aufschrei ist groß. Der Kptn. sucht seinen Sekundenkleber und hat auch schon seine desinfizierende Eisenstange zur Weißglut gebracht. Mit der glühenden Eisenstange im Mund, dem Rasiermesser in einer Hand und dem Sekundenkleber in der anderen will der Kptn. gerade das Deck der Janne betreten, als er Klaus und Ulf in einem dänischen Auto auf die Fähre nach Kolding fahren sieht. Die Erste Offiziöse der Janne atmet tief aus und der Kptn. verschwindet traurig mit seinen Erste-Hilfe Utensilien wieder unter Deck der Røde Orm – Nix darf er…

Ein paar Stunden später landet Klaus wieder auf der Insel und wurde fachgerecht verklebt – tze – fachgerecht…

Sundowner und aus.

Jul.′ 21 17

Heute morgen mussten wir schnell losflitzen auf unseren Rollern, weil wir den Drachen in Action sehen wollten. Er hat uns tatsächlich Feuer- und Wasserspuckend begrüßt, mit ausgebreiteten Flügeln. Augenzwinkernd, grollend. Riesengroß, beeindruckend.

Doch bei näherem Hinsehen entpuppte sich das Spektakel eher als Karusselfahrt für Erwachsene in Zeitlupe.

Nach diesem Schreck, rollerten wir die endlose Brücke zum Leuchtturm, um uns für morgen das Fahrwasser und die Sandbänke anzugucken. Viel Fährverkehr kreuzte vor unserer Nase, da ist ordentlich was los.

Später sind wir an der Promenade entlanggefahren und haben gemerkt, warum die hier alle auf Rollern und Skateboards durch die Gegend fahren. Hier gibt es super coole Skaterbahnen. Halsbrecherisch elegant sind die Jungs da rumgesaust. Wir haben uns lieber nicht getraut, schon beim Zuschauen sind wir fast von unseren Rollern gefallen. Das höchste der Gefühle, war ein Balanceakt auf den Gummibällen.

Von der Häßlichkeit der Hochhäuser, alle mit Meerblick waren wir erneut beeindruckt, dazu gab es Käffchen und Bagel am Strand bei Bontempi-Keyboard.

Eine schöne Promenade alles in allem, viele Spielplätze, viele Gelegenheiten, sich nett in die Sonne zu setzten, ein endlos weiter Sandstrand.

Nachmittags putzten und spülten wir die Röde Orm und bereiteten alles für die Abfahrt vor.  Mit einer späten Brückenöffnung wollen wir an die Boje vor der Brücke, um morgen früh nur noch eine Leine losmachen zu müssen. Denn es geht schon um 5 Uhr in der Frühe los, viele Stunden vor des Käptns Aufstehzeit.

Brücke und Boje

 

Da war er noch glimpflich davongekommen. Doch mit diesen Ausbrüchen, oder eher Einbrüchen- dem Aussetzen seiner Gedanken – hatte er immer wieder zu tun. Letztendlich ist auch seine Ehe daran zerbrochen. Und nun wieder. Als er da stand und mit dem Presslufthammer den Boden bearbeitete. Er wusste, diese Steine, diese uralten Steine sind unverrückbar. Aber er war so schön in Fahrt, er konnte nicht aufhören. Sein Kumpel musste ihn richtiggehend wegziehen. Erschrocken stellte er den Hammer ab. Lüftete die Kopfhörer und es grollte immer noch. Die Erde unter ihm bewegte sich! Marque zog an seiner Latzhose, Pierre sah sich um, alle waren ein ganzes Stück weggegangen, starrten auf die Steine. Er machte, dass er Land gewann. Vor ihm bewegte sich etwas. Da stieß etwas schwarz glänzendes hervor. Er hielt den Atem an, spürte ein Kribbeln im ganzen Körper. Eine Schlange? Die Steine bewegten sich weg, eine riesige Kralle schob sich den Weg frei. Alle Arbeiter stoben weiter auseinander, einige rannten weg.

Jetzt hatte Pierre also mit seiner Gabe, Grenzen zu missachten, den Drachen geweckt. Zum Glück stellte sich später heraus, dass er keine Bedrohung für die Stadt darstellte.

Aber er hatte zu ihm irgendwie ein besonderes Verhältnis. Seitdem kam er jeden Morgen und schaute ihm zu. Wie er da in seiner Kuhle lag. Er sah ganz zufrieden aus. Schon merkwürdig, da wird ein Urzeitmonster befreit und tut weiter nichts als schlafen. Ganz geheuer würde dies Pierre nie werden.

Jul.′ 21 16

Die Erste wird von gebackenem Brotduft geweckt, der durch das Schiff zieht. Sie folgt dem Duft, krabbelt aus der Koje und da steht der Käptn am Herd und bruzzelt Pfannenbrot. Außerdem gibt’s gekochte Eier und Sonnenschein. Dafür kramen wir auch endlich den Tisch aus der Ecke. So starten wir den Tag. Heute ist ein bisschen was auf der ewigen ToDoListe zu erledigen.
Die Röde Orm will schick gemacht werden für den Drachen morgen. Aber von ihrer letzten Schlacht hat sie noch schwarze Kampfspuren am Rumpf. Der Käptn findet eine Sprühflasche ohne Etikett (wie das so ist, wenn Backskisten unter Wasser stehen, dann lösen sich sämtliche Etiketten) und erinnert sich, das muss Volkers Wundermittel sein. Raufgesprüht und weggewischt. Wir hätten vorher Werbegelder eintreiben sollen.
Wir packen die Roller. Der Waschsalon und der Supermarkt stehen auf dem Programm.

Wäsche gewaschen, Kühlschrank und Obstnetz wieder gefüllt, geht es an die Ankerverschraubung. Die ist lose, der Crash auf den Azoren hat seinen Tribut gefordert. Die Giftküche wird aufgebaut. Der Käptn rührt Epoxy an, seine Assistenz reicht Tücher, Zahnstocher und Spritze. Damit bekommen wir ihn wieder rappeldickefest. Am Baum muss noch eine Schraube ersetzt werden. Dann sind alle brennenden Baustellen erledigt.

Wir satteln wieder die Roller und der Käptn lädt die Erste beim Frisör ab, um anschließend in dem very french Pub zu warten. So schick gemacht, rollern wir die Sehenswürdigkeiten der Stadt ab, es gibt sogar einen Park, in den Churchill und de Gaulle einen bronzenen immerwährenden Spaziergang machen. Ansonsten sind wir nicht sehr entzückt von dem Städtchen. Es ist wie in Kiel. Der Krieg hat alles zerstört. Und die Architekten des Wiederaufbaus waren nicht sehr einfallsreich.
So kehren wir im Restaurant „de la mar“ ein, das uns Kalle, der Kölner von gestern (ach der war noch nach dem Blogschreiben gestern lange an Bord) empfohlen hat. Mit drei Gängen sind wir echt überfordert, so ein Menü hat es echt in sich. Da hängen wir einen Abendspaziergang dran, mit Abklatsch am ganz hinteren Ende des Hafens (und der ist seehr lang, viel mehr lang als breit!)
Wieder innerlich sortiert steuern wir die Hafenkneipe an, die sieht so gemütlich aus. Und dies ist ja unser letzter Abend im Hafen, morgen wechseln wir an die Boje. Im gemütlichen Flair, zwischen Billardtisch, Kneipentresen, unter Stander- und Länderflaggen aus aller Welt schlürfen wir Cocktails und lassen uns von 80er Jahre Musikvideos beduseln.

Geschafft und glücklich.

 

Pierre ärgerte sich. Es war ihm schon wieder passiert! Er dachte, er hätte sich inzwischen im Griff. Aber er konnte es nicht lassen. Er erkannte die Grenze, den Moment, wenn man aufhören musste. Der Adrenalinstoß, den er dann bekam, ließ ihn jedes Mal weitermachen. Als würde er gesteuert.

Er war erst zehn, als er aufgekratzt und großmäulig mit seiner Gang an der Hafenmauer stand. Damals gab es hier noch nicht soviel Schiffsverkehr, trotzdem war es streng verboten, dort ins Wasser zu springen. Die Jungen johlten und tobten und es war heiß. Sie feuerten sich an, schlossen Wetten ab: „Du traust Dich ja doch nicht, zu springen!“ Nein, es hatte auch als Scherz angefangen. Und als sie da alle auf den alten Steinen der Hafenmauer standen, schoss ihm plötzlich wieder das Adrenalin in den Körper. Sein Kopf wurde leer, die Energie rauschte in die Beine und schon war er in der Luft. Die See schoss auf ihn zu, er tauchte unter. Prustend wieder an der Oberfläche fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, wo es hier eine Leiter gibt. Und er hatte die Strömung unterschätzt. Die Jungs wedelten mit den Armen und schrien, er wurde von der Strömung mitgerissen. Da, ein Poller näherte sich ihm, mit einer Leiter, er musste sie erwischen. Pierre streckte seine linke Hand aus, und prallte mit voller Wucht gegen Poller und Leiter. Jetzt nicht loslassen. Seine Füße zogen schon weiter, doch er schaffte es, mit letzter Kraft, sich die Leiter heraufzuziehen. Da hörte er die Tröte. Fischer Jules kam mit seinem kleinen Boot vorsichtig dichter. Er reichte Pierre die Hand und zog ihn an Bord. Puh. Gerettet. Die Gardinenpredigt blieb erstmal aus, die würde er sich heute Abend anhören müssen. Jules brachte ihn zum Fischersteg und entließ ihn. Es war nochmal alles gut gegangen.

Johlend kamen ihm seine Freunde entgegen. Heute war er hier ihr Held. Das würde zuhause ganz anders aussehen. Er merkte, wie ihm die Beine zitterten und ging trotzdem nach Hause.

Jul.′ 21 14

Tief versunken im Erdinneren gibt es eine Kruste, in der sich die magischen Energien bündeln und zu fantastischen Wesen verwandeln. Sie sind verschlossen, solange sie keiner weckt. Doch tatsächlich haben die Hafenarbeiter von Calais bei der Restaurierung der Anlagen zu tief gegraben. Wie von Geisterhand gelenkt konnten sie nicht aufhören zu bohren. Bis ein tiefes Grummeln die Stadt erschütterte. Die innere Kruste bewegte sich und eine riesige Kralle kam zum Vorschein. Sie grub sich dem Himmel entgegen. Entsetzt sprangen die Hafenarbeiter zur Seite, einige rannten um ihr Leben. Anderen wurde die Neugier zu übermächtig und sie starrten gebannt auf den Krater. Tiefschwarze riesige Krallen schoben die schützenden Steine zur Seite und gruben sich aus den Tiefen herauf. Qualm wurde ausgestoßen, eine Feuerfontäne spie heraus. Entsetzt und fasziniert zugleich erkannten die Stadtbewohner von Calais, wie sich in dem Nebel ein wahrhaftiger Drache abzeichnete. Dieser schaute sich sichtlich verwirrt um, legte den Kopf schief, schnüffelte, blinzelte. So grelles Licht ließ ihn fast erblinden.

Der Drache breitete seine Flügel aus, hob ab und flog hinaus über das Meer. Mit offenem Mund starrten sie ihm hinterher. Er flog über den englischen Kanal, drehte eine Runde. Flog wieder zurück, ließ sich in seine Kuhle fallen. Und schlief ein.

Nun schläft er dort. Seitdem wacht er jeden Samstag auf, fliegt Touristen über die Bucht. Und ruht sich wieder eine Woche aus.

Nur diese Woche, so sagt man, wurde er zwischendurch wach. Man sagt, man habe den Funkspruch der Röde Orm empfangen, die um Einfahrt in den Hafen bat. Als uraltes magisches Wesen, die Rote Schlange, aus der wilden Wikingerzeit, schien der Drache seine Gefährtin erkannt zu haben und blinzelte fröhlich, als die Röde Orm die Hafeneinfahrt nahm. Heute haben wir den Drachen in seiner Kuhle besucht. Noch schläft er. Aber am Samstag. Wartet nur auf Samstag!!

 

 

Es sieht so aus, als müssten wir also warten. Wir laufen zurück zum Schiff und tüdeln, was es so zu Tüdeln gibt. Räumen Kisten um, trocknen gestautes Wasser in Backskisten, der Käptn versiegelt freigewordene Schrauben im Teakdeck, sin Fru tauscht die alte Seekarte (Camaret bis Calais) gegen eine neue (Calais bis Breskens) aus. Wir tanken Diesel, wechseln die zerfetzte Deutschlandflagge aus, lüften die Betten ausgiebig und montieren den Klapperschutz.

Dann gehen wir in die Stadt und schlemmen im Restaurante „Le chill“ bei rockiger Musik. Der Käptn bekommt sein geliebte IPA. Etwas betüdelt schwanken wir zum Boot zurück, erfinden Drachengeschichten und setzen einen Brotteig fürs Frühstück an.

Feuer und Spucken.

Jul.′ 21 12

Sonntag ist Feiertag – da segeln wir nicht. Außerdem ist sowieso Regen und Gewitter angesagt auf unserem Trip nach Osten.
*Anmerkung der Redaktion: Heute ist Montag –  aber nu ist’s zu spät*
In Cherbourg streiften uns die fiesen Wolken auf dem Regenradar nur leicht und ab Mittag ist alles trocken – sogar sonnig. Für Montag sieht der Seewetterbericht gen Osten besser aus – kein Regen und guter Wind aus NW. Es könnte sogar Segeln angesagt sein.
Nach dem Einchecken und schön Duschen holen wir die Dieselkanister und sausen mit dem E-Roller zur Tankstelle. 50 Liter Diesel haben wir verbraten hierher. Damit ist unser Soll für heute erfüllt und wir wollen uns die Gegend anschauen. Die nette Hafenmeisterin hat viele Gegend-Tipps für uns. Dafür buchen wir uns zwei E-Bikes und fahren den endlos langen Radweg an der Küste entlang zur Hafeneinfahrt. Der Himmel ist diesig, aber wir bleiben trocken. Die Küste ist rauh, abnehmendes Wasser lässt stinkende Algen frei, keine Augenweide. Aber bei Sonnenschein und Hochwasser sicher schön anzusehen. Wir fahren an kilometerlangem Stacheldrahtzaun entlang, Militär soweit das Auge reicht. Ein kleiner Fischerhafen liegt verlassen am Molenkopf.

Auf dem Rückweg stoppen wir an einer Bäckerei. Wir haben von unserer französischliebenden Freundin den Auftrag ein Baguette Crudites und einen Flan-Vanille zu probieren. Superlecker! Zwischen Einhörnern und Quietscheentchen sitzen wir in diesem französischen Café und schlemmen.
Unser nächster Radtörn führt uns in die Innenstadt von Cherbourg. Hier tobt das Leben. Lachende Franzosen, bunt geschmückte Straßen. Herrlich. Der Himmel reißt auch auf.
Zurück am Hafen halten wir nochmal am Vistorsteg Q und P. Hier wehen zahlreiche TO-Flaggen. Witzig, wir kennen uns alle von den Zoom-Vorträgen im Winter. Eine große Familie, die Langfahrtsegler.
Wir machen das Schiff seeklar, füllen Wasser auf, klarieren auf. Morgen früh wollen wir uns mit der Tide weiter nach Osten spülen lassen. Mal sehen, wie weit wir kommen.
Cheers und bourg

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