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Jul.′ 12 22

Um neun Uhr stehen wir an der ersten Brücke. Wir funken sie an, sie geht auf. Klappt gut. So läuft es weiter bis kurz vor Groningen. Um 13 Uhr werden die Brücken geöffnet für die Stadt, Sonntags. Zehn vor eins sind wir da. Mit einem Convoi fahren wir durch die Innenstadt. Eine Brücke nach der anderen, quer durch die Fußgängerzone, vorbei am Museum, am Bahnhof. Eine Stadtrundfahrt geradezu. Witzig. Die Holländer bauen und wohnen am Wasser. Es gibt Reihenhäuser, die statt des üblichen Carports im Vorgarten einen Bootsanleger haben. Da kommst du aus der Terassentür und hast direkt dein Boot da liegen. Wir sind begeistert. Andere wohnen auf ausgebauten Frachtschiffen, festliegend am Ufer und haben an Land noch eine Gartenhütte stehen. Oder Häuser auf Pontons gebaut, mit Anleger und Vorgarten im Wasser. Ein tolles Land.

Durch Groningen brauchen wir drei Stunden. Endlich lassen wir die letzte Brücke hinter uns und nehmen den Wegabschnitt bis Delfzil in Angriff. Vor der letzten Schleuse ist die Kapintanine schon ein bisschen sonnengebadet, als sie den Brücken- und Schleusenwärter über Funk anruft:“Guten Tag, können Sie uns bitte durch die Schlücken lassen – äh durch die Brücken und Schleusen?“ Heiterkeit auf beiden Seiten der Leitung. Wir passieren die Schleuse zur Nordsee dann problemlos und machen in Delfzil im Tidenhafen fest.

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Obwohl Sonntag abend ist, können wir sogar noch 40 liter Diesel bunkern und Münzen für die Waschmaschine erwerben. Wir machen einen Abendspaziergang durch die Stadt und genießen edelstes Frikandellenessen im Fischrestaurant. Nach ausgiebiger Wäsche der Textilien und unserer selbst fallen wir müde in die Betten.

Over und aus.

Jul.′ 12 16

Wir sind die fünf Brücken, für die wir gestern zu Fuß ne Stunde gebraucht haben, mit dem Strom in fünf Minuten runtergeschwommen. Die Röde Orm an der Werft festgemacht und versucht Karten zu kaufen. Leider haben wir keine bekommen, waren ausverkauft. Aber Diesel und Benzin konnten wir tanken. Und den Weg nach Maastricht haben wir beschrieben gekriegt. Wieder auf die Maas. Dann teilt sich der gute Fluß und links geht der Albert Kanal ab. Der Albert hatte den gleichen Kanalbaugeschmack wie der Kaiser Wilhelm. Genauso spannend ist es hier zu fahren. Aber die Schleusen und die dicken Pötte in ihnen imponieren doch sehr.

So, nun ists Zeit, die holländische Gastlandflagge zu hissen.

Dazu das Lied zu singen:

„Wenn wir im Sommer mal nach Holland gehen. Und uns amüsieren an der blauen See. Sehn wir den Fischer und die Fischersfrau, das Röckchen rot, die Strümpfe blau. Er hat Hosen wie ein Rock so weit. Sie hat ein Häubchen auf zu jeder Zeit. Und was soll man meinen, Holzschuh an den Beinen. Tanzen sie zu jeder Zeit den Holzschuhtanz!“

Vom Albert geht  es in den Layanekanal bis Maastricht. Jupidei wir sind in Holland. Der erste holländische Campingplatz wird fotografiert. An einem Yachtausrüsterboot machen wir fest, werden nett begrüßt – welch Wunder auf Deutsch – und kaufen zum Dank den halben Laden leer. Flusskarten bis zur Nordsee, ein Lampenglas und Schnickschnack. Dann geht’s weiter, ab in den Julianakanal.

Auch wieder so aufregend. Und dazu Regen. Was sonst. Der Kanal hat nur 30 km, die schaffen wir spielend, dann wird er wieder zur Maas. Und führt 3 Knoten Strom. So flitzen wir zum Schluss mit 8 Knoten voran. Bis wir im Hafen in Roermond festmachen.

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Der Himmel wird grauer und dunkler und wir nehmen die Leinen in die Hand und es geht los. Prasselregen der dicksten Sorte. An Land springen, Leinen belegen, Motor aus. Der Regen wird weniger.

Tropf und nass.

Jul.′ 12 13

Ein Wort aus der Kombüse. Warum wir so gerne auf unserem kleinen Boot wohnen. Und kochen. Kartoffeln zum Beispiel. Da wird erst der Topf ganz unten aus der großen Küchenkiste gekramt. Dann versucht, den Herd anzumachen. Vorzuheizen mit Spiritus. Leider ist promt die Flasche alle. Also raus an die hintere Backkiste. Da steht leider der Benzinkanister drauf. Gummis abtüddeln, Klappe halb auf, ganz geht nicht, da ist die Maststütze im Weg. Kopfüber in einen Angelhaken greifen und die Spiritusflasche suchen. Da ist sie. Versuchen die Kindersicherung zu öffnen. Gar nicht so einfach. Umfüllen, Flasche wieder verstauen. Benzinkanister zurückbauen. Herd anheizen. Kartoffeln aufsetzen. Geschafft. So sieht das aus.

Es wird uns in Kiel so gehen wie Cinna, die mit ihrer Familie in Graciosa auf dem Schiff lebt. Sie meinte, sie haben zwischendurch mal den irrsinnigen Wunsch verspürt im Haus zu wohnen mit Terrasse und so. Da habe sie täglich ihre Waschmaschine geküsst, welch Wunder auch, wenn man sonst auf dem Schiff alles per Hand wäscht. Aber das hat wohl nicht lange vorgehalten. Haus wurde wieder verkauft und sie zogen aufs Schiff. Tja. Einbauküche mit Schränken und viel Platz gegen schaukelige Pantry tauschen? Ist schon ein bisschen verrückt. Die Kartoffeln schmecken jedenfalls. Als sie fertig sind, schleusen wir gerade die letzte Schleuse in Frankreich, geben die Fernbedienung für die Schleusen ab. Kehren in Belgien ein. An der ersten Schleuse bekommen wir ein Durchreiseformular. Jupidei, die Nordsee rückt näher. In Anseremme machen wir fest in einem kleinen netten Yachthafen. Es riecht nach Pommes.

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Aber Kartoffeln hatten wir ja nun schon.

Kram und Fluch.

Jul.′ 12 09

Gestern noch Canal de Vogeses. Heute Mosel, Canal de la Marne au Rhine und Canal de l’Est. Aber der Reihe nach.

Ein Anruf bei der Schleuse Toul (7.20m) und prompt wird geöffnet, wir liegen ja auch genau vor der Schleuse und warten nur auf 9h – wahrscheinlich hätte sie uns aber auch schon früher durchgelassen. Egal

Noch ein kleine Stück Mosel, eine Schleuse und schon biegen wir wieder links ab auf den Canal de la Marne au Rhine. Hier ist richtig Verkehr, also Motorbootverkehr. Uns kommen viele Motorboote entgegen. 16 Schleusen müssen wir leider wieder hoch schleusen. Ups da hat der Kpt. wohl was übersehen, dabei haben wir doch schon Bergfest gefeiert. Na egal – dann feiern wir eben zweimal Bergfest. Nach den 16 Schleusen biegen wir auf den Canal de l’Est (Canal de la Meuse/Maas) ab und bekommen eine Fernbedienung überreicht.

Es geht wieder bergab.

In Commercy machen wir fest.

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Wegen des Namens hoffen wir auf einen Supermarkt. Aber leider hat der Aldi, direkt an dem Anleger wegen Umbaumaßnahmen bis Ende des Sommers geschlossen. Die andere Discoutkette ist 1 km entfernt. Wir lassen das mit dem einkaufen und hoffen auf Verdun.

Am Kai treffen wir Bert und Uta, die mit ihrem Motorboot und ihrem Hund Josie hier Urlaub machen. Sie haben ihr Schiff in Luxemburg liegen und gerade den Grill angeworfen. Der Duft lockt uns natürlich an. Wir verbringen einen supernetten Abend zusammen, quatschen und lachen bis um Mitternacht. Dann ist zappenduster, im wahrsten Sinne des Wortes.

Sterne und Schnarch.

Jul.′ 12 08

Regen. Also so was. So ein Regen weckt uns, dass Frau Käptn komplett alle vier Regengarnituren aus der Backkiste kramt. Drei Damen verkleiden sich Ostseewettermäßig, mit Südwester und Gummistiefeln und so geht’s ab zum Bäcker. Inzwischen kommt die Sonne raus. Beim Bäcker in der Schlange haben alle T-Shirt und kurze Hose an und natürlich Flipflops. Wir stechen ein bisschen aus der Menge. Julita sagt:“ Ja, aber wenn wir nicht die Regensachen anhätten, hätts weitergeregnet. Und dann hätten die anderen alle Regensachen an.“ Und da is ja was wahres dran. Wir marschieren also mit haufenweise langen Broten zurück zum Schiff und legen bei Sonnenschein ab.

Das letzte Vogesenstück liegt vor uns. Wir schleusen heute 18 Schleusen und müssen nur zweimal den VNF Menschen rufen. Einmal klemmt das Tor, wegen eines dicken Astes. Am Abend kommt eine siebenmeter Schleuse. Bergab. Wir bibbern, weil unsere blauen Leinen ein bisschen kurz sind. Wir müssen eine Leine anknoten und hoffen, dass sie nicht beim Durchziehen klemmt. Aber alles klappt wie geschmiert. Die Mosel, neben der wir seit einiger Zeit fahren, fließt zu und der Kanal wird zum Fluß und groß, breit, Riesenschiffe begegnen uns. Ganz andere Dimensionen als auf dem Vogesenkanal. Wir fahren bis 19 Uhr, bis kurz vor die nächste Schleuse, Villey le sec, kurz vor Toul.

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Der Käptn wälzt den Atlas und findet heraus, dass wir auf der Höhe von Paris sind. Fast.

Over und aus.

Jul.′ 12 06

Um 8h klingelt der Wecker, um 9h stehen wir mit der Fernsteuerung vor der ersten Schleuse und drücken den Knopf. Das alte Spiel wird beibehalten. Landmannschaft mit Fahrrad und Bordcrew auf der Röde Orm.

31 Schleusen wollen wir heute schaffen. Die ersten 17 Stück schleusen wir zusammen mit einem orignal englischen Kanalkahn. Lustig. Die Landmannschaft hat also immer zwei Schiffe anzutüddeln. Klappt aber echt super.

Zwischendurch sehen wir eine Tankstelle in Fahrradreichweite und machen fest. Tanks auffüllen. Und dann sind wir übern Berg. Wir können es kaum glauben, ab jetzt geht es wieder bergab.

Eine Schleusentreppe mit 14 Schleusen hintereinander, allerdings mit kurzen ca. 200m langen Kanalstücken dazwischen, damit können sich auch Entgegenkommer entgegenkommen.

Bergabschleusen ist super. Die volle Schleusenentspannung. Landmannschaft brauchen wir nicht mehr. Schlippleine vorne und achtern um nen Poller. Ohne Verwirbelungen und Geschaukel und Leinengezerre geht es talwärts. Man muss nur abwarten und Leine geben. Eine Gefahr ist allerdings dabei. Wenn sich die Leine in einer Schleusenwandritze oder ähnlichem verklemmt, könnte sich das Schiff aufhängen oder ne Klampe rausreissen oder so was. Für solche Ereignisse, die uns hoffentlich aber nicht passieren, haben wir nun auf dem Vor-und Achterschiff jeweils einen Cutter griffbereit. Im Zweifel wird die Leine gekappt.

Bei der Schleusenteppe läuft alles glatt. Um 18.06 Uhr schleusen wir aus der 14. Schleuse und sind froh, dass sie uns noch rauslassen, 6 Minuten nach Dienstschluss. Wir biegen rechts nach Epinal ab, und freuen uns auf die Dusche. Am Eingang warnt ein Schild vor 1,60 Wassertiefe. Wagemutig trauen wir uns weiter. Wir überqueren eine Wasserbrücke, ein Aquädukt, und da rumpelt es unterm Kiel. Shit. Die Handbreit reichte nicht. Wir beschließen, umzudrehen und am Kai festzumachen.

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Ein nettes Paar aus Holland liegt hier auch schon mit ihrem Segelboot. Sie sind auf dem Weg in die Wärme. Wir unterhalten uns noch sehr nett und sie geben uns ein paar Tipps für den Weg durch Holland.

Over und aus

Jul.′ 12 05

Juhu

Jeden Kilometer eine Schleuse. Jetzt bekommt der Begriff SPORTbootfahren eine ganz andere Dimension. Aber die meiste Arbeit machen die Kids. Die wollen nämlich immer und ständig die Schleusenwände hochkrakseln, um die Leinen über die Poller zu legen.

Das Ganze geht ab der Schleuse 36 erst richtig los. Denn vor der Schleuse 38 stehen wir eine Stunde rum und warten auf den VNF Entstörservice. Der Schleusenwärte kam natürlich an, sobald das Feuer auf dem Herd brannte und das Wasser kurz vorm Kochen war – is ja klar – schnell Feuer wieder aus – und durch die Schleuse. Er hat dann wohl an der Schleuse den Resetknopf gedrückt. Die Schleusen hier in den Vogesen haben vielleicht auch ne Schaltsekundenproblematik (s. Orange). Weiter geht’s zur nächsten Schleuse. Ein Motorboot schleust runter und bleibt auf der Hälfte stecken. Wieder wird der VNF alarmiert. Der braucht aber n bisschen länger, er hat nämlich bei unserer letzten Schleuse angefangen Rasen zu mähen, das dauert halt n bisschen. Den nächsten VNF Mitarbeiter wird der Kpt. nach dem Resetknopf fragen. Julias Wasserkesseltrick funktioniert hier leider nicht.

Aber dann geht’s richtig los. Die nächsten 18 Schleusen arbeiten fehlerfrei – jedenfalls fast.
Unser Schleusenmanöver wird jetzt verfeinert. Da der Abstand der Schleusen ja nur noch 1000m oder weniger ist, gibt es es ab jetzt eine Landmannschaft. Abwechselnd fahren Julita, Annika, Jule oder der Kpt. mit dem Fahrrad am Kanal lang, um in der nächsten Schleuse die Leinen anzunehmen. Damit ersparen wir uns die Kletterei und es geht so auch viel schneller – zu schnell. Jedenfalls wird die Röde Orm durch ihr atemberaubendes Schleustempo nicht mehr bei der Schleusenausfahrt registriert. Die Schleuse ist völlig verwirrt und denkt es ist immer noch ein Schiff in der Schleuse. Wir sollen doch jetzt langsamer schleusen wird uns mitgeteilt

4 Sec. sollen wir brauchen um durch die Schleusenausfahrt raus zu fahren

– Jawoll – wird gemacht.

Vor der Schleuse Uzemain (18) legen wir mit Spibaumspreizabstand (1m) an die Spundwand und versuchen Fische zu fangen – Totalentspannung. Julita: Boooh is dat langweilig.

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Morgen geht’s noch 20 Schleusen bergauf und ab dann wieder bergab. Wir können es kaum glauben, dass wir dann schon über den Hügel drüber sind.

Over und aus.

Jul.′ 12 03

Feenbegleitfahrt

Logbuch, Sabbatjahr Kommentare deaktiviert für Feenbegleitfahrt

Sonne. Endlich. 2 Tage Regenwetter ist echt genug. Jule und der Kpt. gehen zum Einkaufzentrum mit eingegliedertem Orangeshop. Der Orange-Mann ist echt nett…. Er erklärt uns, dass es am Wochenende Probleme gab, dass die aber nun beholen sind. Wahrscheinlich hatte Herr Orange mit der Schaltsekunde ( http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article107665254/Schaltsekunde-legte-weltweit-Rechnernetze-lahm.html ) zu kämpfen, die etliche Server und Programme lahmgelegt hat. Wir schnappen uns noch drei Langbrote und legen ab. Heute sind 11 Schleusen zu meistern.

Und tatsächlich beginnen wir gleich mit der ersten. Julita schleust im Schlafanzug. Dann gibt’s Frühstück. Die nächste Schleuse ist nicht weit. Inzwischen klettern Annika und Julita schon wie alte Profis die Leiter hoch, eine nimmt die Vorleine, eine die Heckleine über den Poller. Dann warten, wie das Schiff steigt. An der dritten Schleuse steht ein Apfelbaum!! Welch Freude, beide Kinder flitzen dahin und begrüßen ihn. Das ist ja fast schon wie zuhause. Die Palmen haben wir nun ja schon lange hinter uns gelassen.

Der Nachmittag wird zu einer Feenbegleitfahrt. Wir reisen auf schmalen Kanälen, die Ufer gesäumt mal von dichtem satten grünen Wald, mal von einzelnen, alleeartig gewachsenen Bäumen. Uns umschwirren Schmetterlingen und Libellen in allen Farben. Sie tanzen über dem Wasser und landen auf dem Schiff. Ab und zu sitzt am Rand ein Graureiher, schaut uns weise hinterher und steigt in die Lüfte. Vor einer Brücke sehen wir einen Greifvogel jagen. Ein Fisch springt fünfmal aus dem Wasser, um Wassermücken zu fangen. Wunderbare Natur, wir mittendrin.

In eine Schleuse fahren wir ein, neben uns vier Meter hohe Algenbewachsene Glitschmauern. Es riecht eigenartig. Nach Stall. Wir schleusen nach oben und sehen uns Auge in Auge mit einem Esel. Neben ihm grasen in Seelenruhe Schafe und Hühner dicht beieinander. Der Schleusenwärter verkauft selbstgemachten Wein und Honig. Idylle.

In einer anderen Schleuse kommt uns die Schleusenwärterin entgegen, ob wir einen Salatkopf aus ihrem Garten haben möchten? Gerne. Annika steigt aufs Fahrrad und begleitet uns radelnd bis zum Hafen. Es ist sieben, wir haben elf Schleusen und 60 km hinter uns.

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Nun ist gut für heute. Wir machen in Port-sur-Saone fest. Die Toiletten sind schon verriegelt, dass Wasser ist abgedreht. Der Hafen ist nicht so dolle, hoffentlich wenigstens günstig, sehen wir morgen.

Nudeln werden verschlungen und der Abend klingt aus.

Over und aus.

Jul.′ 12 02

Der Himmel ist noch immer grau. Der Regen fällt weiterhin – mal mehr – mal weniger. In einer Wenigerphase suchen wir in der Stadt die Fluviacarte No. 9 (Vogesenkanal und Canal de Est) und werden im Tobakkoshop fündig. Das letzte Buch im Laden. Jule macht einen Freudentanz. Nun aber weiter. Wir verlassen St-Jean-de-Losne Richtung Norden.

Mehrere Chartermotorboote werfen ihre Sonnenschirme über Bord und überlegen sich dann, sie aber wieder einzufangen, die helfen ja auch gegen Regen. Auch die Brücken – stellen wir fest – sind gut gegen Sonne, aber auch gegen Regen. Faszinierend 😉 .

Heute fangen die Automatikschleusen an – spannend.

Bei der Einfahrt dreht man einen Schlauch, der 100 Meter vor der Schleuse überm Wasser hängt. Dann geht das Blitzlicht als Drehbestätigung an und irgendwann geht das Tor auf. Festmachen und dann die blaue Stange in der Schleusenwand hoch schieben. Tor zu. Wasser rein. Tor auf. Fertig. 4x geht das heute so. Annika und Julita klettern die Schleusenwand hoch und belegen das Schiff auf den Pollern an Land. Dann laufen sie stolz wie Oskar an der Schleuse hin und her.

Der Regen hört sogar auf und die Landschaft ist ziehmlich grün. Wir fahren durch richtige Wälder hinduch.

80 km später machen wir in Gray fest. Dies ist ein Orangebeschwerdeort.

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Wir haben uns im letzten Hafen informiert. Unser Mobilesinternet will nämlich noch immer nicht.

Wir gehen längseits an ein Schweizer Motorboot. Direkt am Kai ist es für uns nämlich zu flach. 1m oder so was. In Gray ist der Hund begraben. Der Kpt. und sien Fru versuchen eine offene Bar zu finden. Nix zu machen – leere Gassen.

Wir probieren mal wieder unser Orangeinternet aus – und siehe da – es geht. Komisch – aber eigentlich ja auch klar. Wir sind in der Nähe von einem Orangeshop und wollen uns beschweren. Machen wir aber morgen trotzdem – egal, ob es nu geht oder nicht.

Over und aus.

Jun.′ 12 27

Diesel- und Benzinkanister werden befüllt und die Getränkekiste aus dem örtlichen Supermarkt. Dann legen wir ab. Unser letztes Stück Rhone liegt vor uns. 40 Kilometer, die uns nochmal schwer gemacht werden. Die Rhone gibt alles, um uns zu bremsen, Strömung, Warten an den Schleusen, entgegenkommendes Treibgut, ganze Baumstämme und Bahnschwellen treiben uns entgegen. Mitunter fahren wir weniger als 2 Knoten. Um 19 Uhr biegen wir in die Saone ein und gleich in den Yachthafen in Lyon.
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Dort begegnet uns ein fröhlicher englischsprechender Hafenmeister. Er gibt uns Geheimtipps für die Stadtbesichtigung und sämtliche Codes für verschiedene Türen. Der Hafen liegt direkt an einem Shoppingcenter, Annika und Julita stürmen gleich in selbiges, um ihr Taschengeld auf den Kopf zu hauen. Wir machen das Boot klar, schließen ab und gehen, als die beiden wiederkehren, zum Wassertaxi um in die Innenstadt zu fahren. Mal wieder hungrig. Also ist der erste Pizzaladen unser. Eine freundliche Stadt begegnet uns. Die Saone fließt mitten hindurch. Am Ufer sitzen Menschengruppen, Hausboote liegen seitlich, fantasievoll geschmückt und bepflanzt. Sehr gemütlich. Die Altstadt hat viele kleine Gassen, mit Straßenrestaurants, schwatzende, lachende Menschen sitzen an der Straße.

Wir finden die im Stadtplan mit grünen Punkten bezeichneten geheimen Hausgänge. Durch dicke Eichentüren verdeckt, kann man quer durch die Häuser gehen und kommt an einer weiteren Eichentür wieder auf die Straße. Abenteuerlich. Wir erforschen die nächtliche Stadt. Die Kathedrale sieht aus wie aus Sand gemeißelt. Vom Berg leuchtet die Basilika. Wir überqueren den Fluss und finden uns in der Neustadt auf einem Platz wieder, der eine Photoausstellung über die Rhone und Saone bietet. So laufen wir an vergrößerten Flussuferfotos entlang, ebenda, wo wir heute entlanggefahren sind. Zurück nehmen wir die Metro, bestens ausgeschildert, auch die Fahrkartenautomaten sind verständlich. Drei Stationen, dann umsteigen in die Tram. Superorganisiert die Stadt. Direkt am Hafen steigen wir aus und haben einen wundervollen Eindruck von Lyon bekommen. Eine schöne Stadt. Hier könnten wir länger bleiben. Doch der Zeitplan drängt. Wir fahren morgen weiter. Mal sehen wie die Saone sich fahren lässt, hoffentlich hat sie weniger Strömung als die Rhone.

Over und aus.

Jun.′ 12 26

Die Tankstelle im Hafen von Valence wollte keine unserer Karten fressen – also gibts auch keinen Brennstoff. Aber wir haben noch genug für mind. 2 Tage. Wir verabschieden uns, die Franzosen Jaques und Monique, mit denen wir durch viele Schleusen gemeinsam gefahren sind, kommen noch vorbei und schenken den Kindern Kekse und Schokolade. Wir fahren also weiter. 76 km, bis St.-Claire du Rhone, haben wir uns vorgenommen, mal sehen ob das klappt. Bis 21h werden Yachten geschleust und um 21.30h geht die Sonne unter, also haben wir bis 22h Zeit.

Die Gegend um die Rhone rum wird deutlich hübscher, Weinberge, kleine Dörfchen – wie von Märklin, Felsen… ziemlich abwechslungsreich. Ok ein bisschen Betonkanal ist heute auch wieder dabei. Wir können in fast alle Schleusen direkt hinein fahren, werden auch allein geschleust. Es klappt gut. Vor den Schleusen schwimmen jedes Mal Unmengen Treibholz herum. Da muss man gut hingucken und Slalom fahren. Vor der letzten Schleuse vor St. – Claire du Rhone müssen eine Stunde warten. Son Gastanker kommt von hinten, hat Vorrang und darf auch nur alleine geschleust werden.

Wir kommen aber trotzdem zum Sonnenuntergang im Hafen an. Jana und Arne sind auch hier im Hafen, nehmen uns die Leinen an und laden uns zum Imbiss an Bord ein. Total nett.
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Wir wälzen die Rheinbücher von den beiden und überlegen zum xten mal, ob wir den Kanal d’Este oder den Rhein fahren sollen. Doch die Bücher bestätigen unsere Sorgen, der Rhein hat derart viel Strömung, dass wir lieber auf dem sicheren Kanal d’Este bleiben werden. Mal sehen.

Mit dem heutigen Tag haben wir 5000 sm im Kielwasser. Wir feiern das bis 2h nachts.

Ein paar Stunden Schlaf, dann soll es weitergehen nach Lyon.

Over und aus.

Jun.′ 12 22

Irgendwann mitten in der Nacht hört die Musik – Bässe in unterschiedlichen Rythmen aus unterschiedlichen Richtungen mit unterschiedlicher Lautstärke – auf. Der Kpt. muss aber wohl schon vorher eingeschafen sein.

Morgens noch vor dem Frühstück füllen wir unsere Brennstoffreserven an der Hafentankstelle auf. Die Preise sind heftig 1.62 Diesel, 1.98 Benzin. Die Tanks sind voll und wir sind pleite.

Die Hafengebühr (12 €) fällt bei dem Spritpreis kaum ins Gewicht.

Ab in die Schleuse von Avignon, 10m geht’s bergauf. Vorbei an einigen Burgen und Wäldchen tukern wir mit beiden Motoren auf Halbgas zur nächsten Schleuse (Caderrousse, 9.50m). Klappt richtig gut. Die mitsteigenden Schwimmpoller, die in Schächten in der Schleusenwand vorhanden sind, sind super.

In Saint-Etienne-des-Sorts machen wir nach ca. 40 km wieder fest. Die versprochenen Schwimmstege wurden abgebaut. Wir legen uns einfach an die örtliche Spundwand und suchen nach Befestigungsmöglichkeiten.

httpv://youtu.be/bQMVxlUzC6I

Ein paar alte rostige Ringe und Laternenpfähle müssen reichen.

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Die Ortschaft ist geschlossen. Keine Menschenseele ist auf der Straße, kein Restaurant ist geöffnet und auch keine Bäckerei. Hmmm. Dosenfutter – auch lecker. Jule und der Kpt. gehen zu dem Motorbootpärchen mit einem Bierchen. Mit den Franzosen sind wir heute den ganzen Tag über gemeinsam gefahren und geschleust – sehr nett.

 

Over und aus.

Jun.′ 12 20

Ein schonunglos ablegender Fischer weckt uns schwellmässig rabiat aus unseren süssen Süsswasserträumen. Jule geht Abmelden-Anmelden-Zahlen, dann motoren wir einen nicht ganz 100% Freizeitschifffahrt zugelassenen Zuführkanal zum Kanal Du Rhone a Sete. Wir umgehen damit die Ortsdurchfahrt von Sete und kommen in Frontignan auf unseren Weg.

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Tausende Etangs folgen, die der Kanal durchquert (Strandsee/Haff). Die Gegend ist grün. Nun waren wir ein halbes Jahr lang nur von Blau umgeben, durchmischt mit grauschwarzem Lavagestein. Jetzt ist alles grün. Sogar das Wasser. Und am Ufer stehen zur allgemeinene Entzückung weiße Carmargue-Pferde!! Wir werfen Äpfel an Land. Währenddessen wird die Luft immer heißer, steht still. Wir schöpfen Wasser und bewerfen uns damit. Gegen 18h haben wir unsere erste Kanaletappe geschafft und liegen vor der Schleuse de St. Gilles. Der Schleusenwärter würde uns sogar noch in die Petit Rhone schleusen. Aber wir dürfen auch einfach vor der Schleuse warten und morgen früh durch. Nett. Außerdem hat er in seinem Schleusengarten Rasensprenger. Voll Freude tanzen wir dadurch. Das Schiff lassen wir an der Schleusenmauer liegen. Bauen uns eine Stickleiter aus nem Festmacher, um besser auf die Mauer zu kommen und warten auf die Camper mit dem Grillfleisch.

Der Cobb wird mal wieder erwärmt und wir hocken auf der Mauer und freuen uns über das Wiedersehen. Mit dem Sonnenuntergang vertreiben uns angreifende Mücken von unserem Grillfest. Die Camper (Mijanne, Lena und Roland) gehen Campen und wir verziehen uns in unser mückennetzbehängtes Schiff.

Für die Seeleute auf Nord- und Ostsee und so weiter bleiben wir mal bei der Seemeile: Heute haben wir 37,6 sm gedieselt. Ansonsten läuft ab jetzt ja alles auf Kilometer.

Wir sind gespannt, wie wir morgen voran kommen. 20 km Petit Rhone und dann die große Rhone. Hoffentlich ist nicht viel Strömung. Drückt die Daumen.

Over und aus…

Jan.′ 12 31

Die Wind- Wetterprognose ist günstig. Wir wollen heute noch ablegen. Wenn Anni aus der Schule kommt, soll es los gehen.
Wir machen noch einen Großeinkauf und lassen uns den Krams kostenlos auf das Boot liefern. Andy, TO-Stützpunktleiter, fiedelt uns noch schnell ein paar Blechstücke zurecht, aus denen wir uns Topfhalter basteln wollen. Die Tanks werden gefüllt und das Schiff nach drei Wochen wieder seeklar gemacht.
Im Hafen pfeift es teilweise ganz schön, so dass wir denken, flott nach Valle Gran Rey segeln zu können – sind ja auch nur 16 sm.
Wir rollen schon kurz nach der Hafeneinfahrt das Segel aus und lassen uns an der Mole vorbei pusten. Hinter der nächsten Ecke ist der Wind weg. NIX. NADA. Na denn… Wir müssen tatsächlich die restlichen 15sm motoren.


Es ist aber trotzdem ein schöner Törn. La Gomera ist wirklich sehr hübsch – auch vom Wasser.
Um 18.30h machen wir in Valle Gran Rey an der Kaimauer fest.

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Direkt an einer Leiter… Aber immerhin Landzugang. Es ist Hochwasser. Wir machen die Leinen schön lang, damit sich unsere Röde Orm nicht an die Mauer hängt…
Absackerschnittschen mit Gerstensaft usw. im Hafenkaffee…
Morgen um 8h geht’s weiter nach La Palma.
Over und aus!

Sep.′ 11 22

Vor dem Aufstehen nehmen wir uns ein Taxi nach Belem. Wir wollen für die „große Überfahrt“ unser Satellitentelefon aktivieren. Bei nautel  werden wir fündig (Rua Fernão Mendes Pinto, 46). Wir bekommen unsere Karte. Aktiviert wird sie erst, wenn wir ablegen – Anruf genügt, richtig gut.

Bis 11h läuft das Wasser noch auf, schnell ablegen und auslaufen. Wir fahren noch 5 sm weiter den Tejo rauf in die neue Expomarina. Der Hafen ist noch nicht im Reeds drin und auf den Seekarten als Baustelle ausgewiesen. Alles ist hier neu und supersauber.

Rancho Relaxo und Kira liegen hier auch schon. Wir planen einen Grillabend auf der Rancho.

 

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Die Kira erntet ihr gekühltes Fassbier, aus dem riesigen Shoppingpalast. Das Ding steht auf dem alten Expogelände von 1998. Ist gigantisch, natürlich modern, gestaltet. Riesige Gebäude. Man kann kaum glauben, dass die Stadt von heut morgen und von heut abend die gleiche ist. Alte dichtgedrängte Häuser mit abgeblätterter Farbe stehen in einer Stadt mit diesen glänzenden Fassaden, die an Miami erinnern. Annika und Julita haben das Legospielen entdeckt und spielen mit Bruno und Viola von der Rancho bis spät unter Deck Lego. Wir grillen und feiern und schnacken bis zwei Uhr in der Nacht.

Over und aus!

 

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